Vom Dabeisein im Leben

Wie schon beim ersten Aufstellungswochenende zu Pluto im Zeichen Wassermann, wurden auch beim zweiten Termin weitere Facetten der persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten hierzu sichtbar. Die Erlebnisse des Wochenendes haben mich inspiriert, diesen Beitrag zu schreiben.

Auch diesmal war es sehr berührend und intensiv zu erleben, wie magisch die eigene Reise sein kann, wenn man sich auf das, was gerade da ist, einlassen kann. Es ist alleinig der innere freie Raum, der wirkliche Veränderung ermöglicht. Diesen inneren freien Raum erschaffen wir, wenn wir offen und wertfrei sind. In ihm zeigt sich das schöpferische Potenzial, welches immer wieder Neues hervorbringt, wenn wir nicht vorherbestimmen oder voraussagen wollen, was gerade da ist oder noch kommen wird. 

Bei sich sein, in der eigenen Mitte sein, im selbstbestimmten freien Raum, ist für viele eine große Herausforderung. Die meisten Menschen verbinden damit einen Zustand von übersinnlichen Erfahrungen oder die Ausrichtung an einem spirituellen Weg. Meine Erfahrung ist die, dass es in diesem Raum alleinig um die Präsenz im eigenen Menschsein geht. Das, was die Energie in uns anhebt, ist die Liebe zu uns selbst und allem, was zu uns gehört, das Licht und der Schatten, die Fähigkeiten und die Unzulänglichkeiten, das Schöne und das Hässliche, das Verbindende und das Getrenntsein. Damit fühlen wir uns zutiefst verbunden und können Nähe zulassen und Berührung schenken. Damit meine ich, dass wir kein Glaubenskonstrukt brauchen, um uns mit uns selbst wohl und im Frieden zu fühlen. Es sind gerade jene Momente, in denen unsere menschlichen Facetten und Unzulänglichkeiten sichtbar und spürbar werden, die zugleich Erfahrungen und persönliche Entwicklung ermöglichen – wenn wir sie als solche anerkennen können. Dann können wir auch die Freiheit fühlen, welche in der Selbstbestimmung liegt.

Hier finde ich die Verknüpfung zur Wassermann-Energie interessant, denn die Freiheit liegt nicht darin, dass wir uns vom Menschsein trennen müssen, um uns aus der Enge und der Fremdbestimmung zu befreien. Denn dies führt nur dazu, dass wir in die Trennung zu uns selbst und unserer Natur gehen. Wir verlassen sozusagen unsere natürliche Präsenz und jagen einem unerreichbaren Ideal unserer Selbst hinterher, einer Idee von Menschsein, die wenig mit der Realität zu tun hat. In der Folge werden die Anteile in uns, welche nicht in dieses Bild passen und in uns zu unangenehmen Empfindungen und zu gefühlter Enge führen, ausgeblendet und weggepackt. Dies führt zu einem eher technischen Blick auf das Geniale in unserer Natur. Wir denken uns vielmehr die Dinge zurecht, als dass wir das Wagnis einer realen Erfahrung eingehen, wenn wir unsere Herausforderungen durchleben. Das sehe ich als die größte Hürde, der wir uns in den Entwicklungen der nächsten Jahre stellen sollten: Wo schauen wir weg, da uns die Realität zu hässlich erscheint? Wo wollen wir nicht fühlen, weil wir dann mit uns selbst konfrontiert werden? Wo springen wir weg, weil wir fürchten, verschluckt zu werden? Wo reden wir lieber über die Dinge, anstatt auszuprobieren und einfach zu machen? 

Damit wir uns den persönlichen Aufgaben, welche mit diesen Fragen verknüpft sind, stellen können, müssen die eigenen Bedürfnisse und Wünsche, die eigene Wahrnehmung und die innere Stimme wieder an Bord geholt werden. Meist funktionieren wir viel mehr, als dass wir leben. Das Tragische ist, dass wir oftmals gar nicht bemerken, dass uns etwas Wesentliches in unserem täglichen Leben fehlt. Bemerkbar macht sich diese Diskrepanz zwischen dem inneren Gefühl und dem Erleben im Außen, wenn wir unvorhersehbar aus der Komfortzone gerissen werden. Wenn uns aus heiterem Himmel etwas trifft oder berührt, wenn uns plötzlich etwas genommen wird oder wir nicht bekommen, womit wir fest gerechnet haben. Dann tut sich schnell der Boden unter uns auf und wir fallen ins Leere. Dann fühlen wir, dass die Freiheit eine Illusion war und wir erkennen, dass wir festsitzen im inneren Gefängnis. Wir fühlen uns ausgeliefert, ohnmächtig und hilflos. An dieser Stelle tauchen sie auf, die Fragen, die zur Notwendung führen: Was fühle ich wirklich in mir? Was will ich wirklich?

Das ist der Moment, in dem wir die Wahl haben, ob wir uns weiterhin über diese Gefühlsintensität hinwegretten wollen, also schnell in die Seilbahn einsteigen, um Höhenmeter zu gewinnen, oder die Hängebrücke nehmen, um der Anstrengung zu entgehen, wenn wir die Schlucht, vor der wir gerade stehen, durchwandern wollen. Oder, ob wir den Moment nutzen, um gerade darin die eigene Freiheit zu erkennen, dass es nicht um die Flucht nach vorne, sondern um das Einlassen auf den Augenblick geht. Es ist die Entscheidung, dass es zu jeder Zeit einen freien Raum in uns gibt. Den können wir fühlen, wenn wir uns zum Einfachsein entscheiden. Also bewusst Atmen und wahrnehmen: Ich habe Empfindungen, aber ich bin nicht meine Empfindungen. Ich habe Gedanken, aber ich bin nicht meine Gedanken. Ich habe Gefühle, aber ich bin nicht meine Gefühle. Ab da übernimmt der eigene Rhythmus, das eigene Naturgesetz das Ruder. Wir können fühlen, dass es in uns ein ganz eigenes System gibt, welches sich von selbst in Ordnung bringt, wenn wir es zulassen. Dieser Prozess führt jedoch im ersten Schritt zu innerem Chaos und zur Unsicherheit. Alles ist dann in Bewegung und wir befinden uns in der Auflösung. Einzig das Vertrauen darin, dass die eigene Ordnung immer funktioniert, bewirkt Ruhe und lässt uns das eigene innere Zentrum als die Schutzhütte im Sturm fühlen. 

Hier können wir geduldig abwarten, bis der äußere Sturm sich gelegt hat. Erst dann wird sichtbar, was es gerade wirklich braucht und wo der nächste Schritt hinführt. Das nenne ich den Moment von Inspiration und Intuition, es ist der schöpferische Funke, welcher dann gestaltet und nicht mehr länger die Vorstellung und die Illusion von einem Ideal. Dann sind wir im Leben und erlauben uns, in jedem Moment neu, dieses in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Darin liegt die Eigenmacht und die Freiheit, welche mit Pluto im Zeichen Wassermann freigesetzt wird. Wenn wir beginnen, diesen schöpferischen freien Raum zu nutzen, können sich ungeahnte Dimensionen in unserem täglichen Erleben eröffnen und wir fühlen uns wirklich eins mit unserem Umfeld. Flüchten wir vor der Intensität, welche damit einhergeht, dann werden wir mechanisch, steril und erleben uns immer mehr getrennt vom Leben. 

Ich persönlich glaube daran, dass wir unseren freien Willen, welcher uns als Menschen in die Wiege gelegt wurde, dafür nutzen können, um uns immer wieder neu aus vollem Herzen für das Leben zu entscheiden. Auch, wenn dies bedeutet, dass es uns nicht erspart bleibt, Fehler zu machen, zu scheitern und enttäuscht zu werden. Der Gewinn ist am Ende immer das Abenteuer und die Zufriedenheit, welche darin liegt, wenn wir fühlen: Hauptsache, ich bin dabei gewesen!

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