Das Geschenk des Anhaltens

Lilith hat vor Kurzem in das Zeichen Löwe gewechselt. Damit steht das Sichtbarwerden in unserem Potenzial im Mittelpunkt unserer derzeitigen Wachstumsmöglichkeiten. Warum ist das so? Lilith steht für die unverfälschte Natur in uns. Sie zeigt an, wie unser Rhythmus gestrickt ist und was wir brauchen, um uns lebendig zu fühlen. Liliths Credo ist: Leben entsteht immer wieder neu durch Sterben. Übersetzt würde ich es so formulieren, dass wir uns nur entfalten können, wenn wir loslassen. Das ist ein Naturgesetz. Man stelle sich nur mal vor, die Blätter würden im Herbst am Baum bleiben. Wo sollten dann die neuen Blätter hin? 

Mit dem Zeichen Löwe, in welchem sich Lilith aktuell bewegt, sind wir darin gefordert, dass wir wachsen lassen, was uns Lust zum Leben macht, was uns begeistert und wofür wir innerlich brennen. Meist ist es so, dass wir unseren Impuls zur Kreativität gut wahrnehmen. Es regt sich eine innere Stimme, die sagt, das wäre toll, dazu hätte ich Bock! Meine Erfahrung ist die, dass wir diesen Impuls sehr schnell in eine Form packen wollen. Die passende Verpackung muss her, damit sich die Idee gut verkaufen lässt. Selten ist die Option, dass wir erst einmal in uns die Freude darüber fühlen, was gerade da ist, ohne, dass wir damit etwas machen wollen oder uns davon etwas erwarten. 

Diesen Moment der stillen Freude in uns, ist das bewusste Anhalten und erst einmal Beobachten, was sich bewegt und sich zeigen möchte. Ja, richtig, sich zeigen möchte. Wenn wir einen Impuls haben, dann tauchen in uns sofort Bilder dazu auf, vielleicht sogar ein ganzer Plan. Doch damit bestimmen wir über unsere Kreativität, unser Potenzial. Drücken diesem sofort unseren Willen wie einen Stempel auf. Schon sind wir wieder im Tunnel und haben nur noch den Wunsch nach Erfolg, nach Ankommen und Gesehenwerden im Kopf. Daraus resultiert dann unser problemorientiertes Denken. Denn alles, was sich uns bei der Umsetzung unserer Pläne in den Weg stellt, wird dann als mögliche Bedrohung unseres Erfolges betrachtet. 

Wenn wir unsere Idee erst einmal still beobachten, ohne gleich darauf zuzustürmen, dann machen wir dem Wunder in uns die Tür auf. Ab da vertrauen wir uns dem Rhythmus unserer Lebenskraft an. Das heißt, wir öffnen uns dem, dass unser Potenzial sich unvorhersehbar entfaltet. Dass dieses unserem ganz eigenen Naturgesetz folgt, welches uns zum größten Teil verborgen ist. Kreativität ist eine Gnade, diese kann man nicht bestimmen. Man kann sich ihr nur zur Verfügung stellen und diese fließen lassen. Das ist wie Musik. Eine schöne Melodie entsteht durch die Harmonie unterschiedlicher Töne. Stellt sich ein Ton in den Vordergrund kippt das Gleichgewicht und es wird schräg. So ist es auch mit unserem inneren Prozess der Entfaltung. Wenn wir Wachstum in uns einfach geschehen lassen, dann ist die Melodie von Natur aus aufeinander eingestimmt. Die Harmonie entsteht aus sich selbst heraus. 

Die wichtigste Voraussetzung für eine harmonische Zusammenarbeit unserer Anlage ist unsere Präsenz. Dieser geben wir immer wieder Raum, wenn wir innerlich stehen bleiben und lediglich wahrnehmen und beobachten, was gerade auftaucht und da ist. Damit lassen wir zu, was sich gerade bewegt, im Ungleichgewicht ist, oder sich in den Vordergrund drängt. Alles was es zu tun gibt, ist unser wertfreies Beobachten, Atmen und bewusst die Bewegung geschehen lassen. Damit beginnen wir, prozessorientiert zu denken. 

Ein schönes Beispiel hierfür ist die astronomische Bewegung der Planeten, ihre Wirkung auf uns Menschen und wie wir diese  astrologisch deuten. Wenn Planeten rückläufig sind, dann werden wir vom kosmischen Rhythmus gezwungen anzuhalten. Die Dinge bewegen sich nicht so, wie wir es gerade gerne hätten. Der Planet Merkur bewirkt in seiner Rückläufigkeit, dass die Kommunikation nicht so fließt, wie gewohnt. Der Planet Mars bringt uns in der Rückläufigkeit damit in Kontakt, dass wir nicht immer alles sofort in die Tat umsetzen können. Wir fühlen uns dieser Bewegung ausgeliefert und spüren indem unsere Verletzlichkeit, dass wir nicht so selbstbestimmt sind, wie wir uns gerne sehen würden. Wir spüren ganz konkret, wie sich die rhythmischen Bewegungen der Planeten unseres Sonnensystems auf uns auswirken und dass wir darin eingebunden sind. Wir sind nicht getrennt von ihnen und können diese Bewegungen und den natürlichen Fluss sogar für unser eigenes Wachstum nutzen. Versperren wir uns ihnen hingegen oder sind gar im Kampf damit, verwehren wir uns selbst die Chance zum Wachstum. Sobald Merkur oder Mars (oder ein anderer Planet) wieder direktläufig werden, atmen wir auf und denken, super, jetzt geht es endlich wieder vorwärts. Wir fühlen uns befreit von der Fremdbestimmung.

Auch ohne astrologisches Wissen nehmen wir diese Bewegungen wahr. Dann fühlt es sich bisweilen so an, als hätten sich das Umfeld oder die Gegebenheiten gegen uns verschworen. Es gibt dann einfach kein Durchkommen oder kein Gehör und kein Verständnis im Außen. Letztlich geht es jedoch darum, dass wir auf uns selbst zurückgeworfen werden und gezwungen werden, stehen zu bleiben. Es steht uns frei, ob wir diese Phasen nutzen um zu reflektieren und innere Bewegungen geschehen zu lassen, oder ob wir es als ein Aushalten und Hinnehmen erdulden und damit im Hader sind. 

Doch warum haben wir so eine Ablehnung gegen das Anhalten, das schlichte Beobachten und die Dinge geschehen  lassen? 

Ich glaube, dass es unsere Angst vor der eigenen Schönheit ist. Es ist Teil unseres Menschseins, dass wir uns vergleichen und Idealen folgen. Meist fürchten wir, wenn wir unserer natürlichen Schönheit Raum geben, dass diese abgelehnt wird, dass diese als hässlich empfunden werden könnte. Jede Regung, die sich in uns auftut, welche wir nicht einordnen oder gleich verstehen können, ist somit gefährlich. Hierzu haben wir keine Vorstellung in uns. Wenn wir problemorientiert denken, dann suchen wir fieberhaft nach einer Erklärung, nach Gewissheit. Erst, wenn wir klar sehen können, dann wollen wir uns dem Öffnen, was wachsen will. Wenn wir damit beginnen, prozessorientiert zu denken, dann spüren wir die pure Freude am Unbekannten und öffnen uns der lustvollen Erfahrung, wenn unsere Natur dabei ist uns zu überraschen. 

Und wäre es nicht wunderbar, wenn alles, was deine Natur unvorhersehbar entfaltet, von dir geliebt werden kann? Genau darin liegt deine Eigenmacht, nämlich dass du dich in jedem Moment dazu entscheiden kannst, das Wunder deiner Natur zu würdigen, unabhängig davon, ob du dafür Applaus und Anerkennung erhältst oder im Verborgenen bleibst und nicht gesehen wirst.

Was würde sich verändern, wenn du den zeitlichen Rhythmus deiner Entfaltung nicht mehr bewerten würdest und dich, anstelle dessen, diesem hingeben könntest? Also nicht mehr haderst mit den Phasen des Anhaltens? Ja, wenn du diesen besonderen Moment als das wirkliche Wunder in deiner Entfaltung anerkennen könntest? Was wäre, wenn du genau dann angekommen bist und mittendrin im Abenteuer deines Lebens? 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

vier × 5 =