Der Schatz deiner inneren Landschaft

In meinen Coachings begegnet mir immer die tiefe Prägung in uns, dass wir ein Problem haben oder in Not sein müssten, um einen Grund zu haben, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Wenn ich meine Klienten ermutige, auch ohne äußeren Anlass neugierig die innere Landschaft zu erkunden, taucht in solchen Momenten oftmals auf: Aber mir geht es doch gut, das mache ich bereits oder, das weiß ich schon.  

Doch, was würde passieren, wenn du deine innere Landschaft als unendliches Abenteuer begreifen könntest? Dass du immer wieder neue Expeditionen unternehmen kannst. So, wie du im äußeren Reisen einen dir bekannten Landstrich immer wieder neu entdecken kannst, so kannst du auch deine innere Landschaft immer wieder neu erfahren. 

Für mich ist die Astrologie ein wunderbares Werkzeug, um sich die innere Landschaft bildlich vorstellen zu können und auch einen konkreten Bezug zu den unterschiedlichen Landstrichen in der eigenen Wesensnatur zu gewinnen. Es fällt leichter, sich auf etwas einzulassen, wenn wir wissen, wo wir uns gerade befinden. Langweilig wird es jedoch, wenn wir denken, dass wir über den Ort, an dem wir gerade stehen, schon alles wüssten. Interessant wird es, wenn wir beginnen, uns immer wieder neu auf das, was gerade jetzt an diesem Ort auftaucht, einzulassen. 

Es ist schade, wenn wir Werkzeuge, wie zum Beispiel die Astrologie, missverstehen und missbrauchen, weil wir denken, dass uns durch das Wissen unangenehme Erfahrungen erspart blieben. So soll uns dieses Wissen über uns selbst die Macht und die Kontrolle über unser Leben geben. Wir erhoffen uns dadurch, schneller, reibungsloser und ohne Umwege unsere Ziele zu erreichen und am Ende zu bekommen, was wir uns wünschen. 

Aus meiner Sicht geht es vielmehr darum, dass wir lernen, die Macht und die Kontrolle abzugeben und uns von unserem Potenzial führen zu lassen. Hierbei findet für mich das Spiel des Lebens statt. Das Zutrauen zum Leben gewinnen wir, indem wir wissen, was gerade in uns arbeitet und um welchen Wachstumsprozess es geht. Dann gilt es der Bewegung zu vertrauen und uns überraschen zu lassen von dem, was sich am Ende zeigen wird. 

Wenn du zum Beispiel damit konfrontiert bist, dass du ständig im Widerstand und in Alarmbereitschaft bist, dann könnte es sein, dass gerade deine Mars-Themen am Start stehen. Diese können entweder durch einen Transit oder deine Jahresthemen im Solarhoroskop ausgelöst worden sein und sind somit im Fokus deiner inneren Aufmerksamkeit gelandet. Jetzt hast du dir aber vielleicht vorgenommen, endlich entspannter zu sein und dein Leben genießen zu wollen. Ständig fragst du dich: Warum ist meine Lunte gerade so kurz? Wieso fällt es mir so schwer, friedvoll zu sein? Du bist im Hader damit, wie du gerade bist und somit im Kampf mit deinem Potenzial. Damit meine ich, dass es dir in dem Moment schwer fällt, den Plan deiner Entfaltung zu akzeptieren.

Also unser Selbstbild entspricht nicht immer dem, was in uns angelegt ist. Auch, wenn wir noch so sehr versuchen, gewisse Anteile in uns zu unterdrücken, werden diese sich bemerkbar machen. Genauso ist es damit, wenn wir versuchen, etwas zu sein, oder etwas zu tun, was wir denken, was wir sein möchten oder tun möchten. Dies geht in der Folge nicht auf. Wir laufen mit dem Kopf gegen die Wand, die Türen bleiben verschlossen. Damit können wir im Kampf bleiben, oder darin einwilligen, was gerade in uns da ist und sichtbar werden möchte. Dann gehen die Türen plötzlich auf und der Weg wird frei. 

Wenn du in solchen Momenten dein astrologisches Wissen nutzt und weißt, dass es gerade Mars ist, also deine Tatkraft, welche einen Wachstumsschub erfährt, dann kannst du dich der Veränderung öffnen, die stattfinden möchte. Du bist dann nicht mehr in der Dauerschleife, in der du denkst, warum schon wieder, was hab ich diesmal falsch gemacht? Und auch nicht auf der Flucht, indem du dir erzählst, dass du mit diesem Thema bereits durch bist und schon alles über deine Tatkraft wissen müsstest. Ebenso suchst du nicht mehr länger im Außen nach der Ursache für dein Ungemach. Du willigst ein und verstehst, aha, ich steh grad in der Landschaft meiner Mars-Energie, darum geht es, darauf lasse ich mich ein. Dann taucht vielleicht die Neugierde in dir auf und du bist gespannt, was sich diesmal zeigen möchte, wenn es um die Themen Anpacken und Aktivwerden geht. 

Seit Jahren habe ich die gleiche Laufstrecke und laufe schon immer ohne Musik oder andere Ablenkungen. Oft werde ich gefragt, ob das nicht ziemlich langweilig sei. Ganz im Gegenteil, jedes Mal überraschen mich die Eindrücke und ich erlebe die Strecke immer wieder anders: Einmal ist es das Licht, die Geräusche, die Gerüche, Menschen oder Tiere, die mir begegnen. Ein anderes Mal ist es meine innere Verfassung und meine körperlichen Empfindungen, welche sich verändern. Immer wieder neu lasse ich mich auf das, was in diesem Moment, an diesem Tag, beim Laufen in mir auftaucht, ein und finde das spannend. Das Unangestrengte dabei ist, dass es nichts zu tun gibt. Lediglich mein Wahrnehmen, Genießen, Beobachten und meinen auftauchenden Impulsen folgen. Damit habe ich am Ende meiner Laufstrecke nichts erreicht. Mein Fokus liegt ja nicht auf einer neuen Bestzeit oder darauf, meine Effizienz zu steigern. Mein Ziel ist die Sinnlichkeit in der Bewegung und ein Plus auf meinem inneren Wohlfühlkonto. So komme ich immer wieder neu zutiefst erfüllt und in einer großen Freude über die gemachte Erfahrung zu Hause an.

So, wie ich laufe, so lebe ich auch meine Beziehungen und mein Tun im Alltag. Das heißt, ich bin interessiert an dem, was mir in diesem Moment begegnet. So frage ich mich nicht: Wie komme ich am schnellsten an mein Ziel? Wie kann ich es schnell lösen? Ich frage mich: Was für eine Erfahrung mache ich gerade? Welche innere Landschaft zeigt sich mir gerade? Es ist unwichtig, ob mir diese Erfahrung im Außen etwas nützt. Das einzige, was zählt, ist das Wahrnehmen meiner Angst im Loslassen und die Lebendigkeit, wenn ich die Nähe zu mir selbst fühlen kann. Der Gewinn ist die Spannung, dass etwas Unvorhersehbares auftauchen kann, etwas, das mir wieder eine neue Facette meiner Selbst offenbart.

Was würde sich in deinem Miteinander ändern, wenn es nicht mehr länger darum geht, etwas erreichen zu müssen, oder dass das, was du gerade tust, zu etwas nützlich sein muss? 

Wie würde sich deine Arbeitswelt verändern, wenn du nicht mehr länger deine Effizienz in den Vordergrund stellst, sondern deine innere Erfahrung während deines Tuns? 

Was würde passieren, wenn du dich nicht mehr fragen würdest, wie muss ich sein, damit ich bekomme und mein Ziel erreiche? Sondern, was ist gerade in mir da, mit welcher Haltung stehe ich zur Verfügung? 

Ich finde es spannend, den eigenen Antworten auf diese Fragen zu lauschen. Vielleicht kommst du hierbei der einen oder anderen Prägung in dir auf die Spur, wenn es darum geht, dein Leben im Flow deines eigenen Potenzials  zu gestalten. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

zwei + zwanzig =