Am 23.03.2023 um 13:24 (Hamburg) betritt Pluto das Zeichen Wassermann. Dieser Moment ist interessant, denn in diesem ersten Schritt, hinein in eine neue Qualität, ist der Zauber greifbar und noch ganz unverfälscht. So, wie wenn man ein neues Land bereist und der erste Eindruck, der erste Blick in die Landschaft einen nachhaltig prägt.
Zu dieser besonderen Konstellation habe ich am vergangenen Wochenende einen Aufstellungsworkshop angeboten. Die gemeinsame Reise war eine sehr tiefe, intensive und heilsame Erfahrung. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei allen Teilnehmer*innen bedanken, dass sie mit ihrer Präsenz und schöpferischen Kraft diesen Raum mitgestaltet und ermöglicht haben. Es hat sich gezeigt, dass es mit Pluto im Zeichen Wassermann um die Heilung bisheriger Rollenbilder von Mann und Frau geht. Für mich bedeutet das, dass wir die Diversität in uns selbst zulassen lernen und somit zu einem tiefen Frieden in der eigenen Wesensnatur finden.
Es gilt, sowohl dem Täter als auch dem Opfer in uns Raum zu geben. Dies ist weder ausschließlich männlich noch ausschließlich weiblich, sondern beides ist immer zugleich. Das Männliche wirkt immer in Zusammenhang mit dem Weiblichen und umgekehrt. Wir haben, unabhängig ob Mann oder Frau, immer beide Pole in uns. Und beide Seiten sind zutiefst traumatisiert durch die bisherige Menschheitsgeschichte, in welcher immer wieder die Trennung dieser Pole anstelle der Vereinigung gewählt wurde.
Mit dem Wechsel von Pluto in das Zeichen Wassermann eröffnet sich uns die Chance, dieses uralte Trauma vom Geschlechterkampf in uns selbst zu heilen. Wir brauchen kein geschlechtliches Rollenbild, um uns zu definieren. Wir brauchen das Sowohl-als-auch, wir brauchen das Zugleich und wir brauchen die Freiheit, dass es keiner Entscheidung für das eine oder das andere bedarf. Im Wählen der Einheit, im Moment von Widerspruch liegt der entscheidende Schritt für das Neue. Das Verbindende zeigt sich erst viel später und braucht Raum, um sich zeigen zu können. Damit ist gemeint, dass wir zugleich etwas wollen und empfänglich sein können. Dass wir zugleich stark und zart sein können. Dass wir zugleich dominant und empathisch sein können. Dass wir zugleich konzentriert und aufgelöst sein können.
Der Berserker in uns ist nicht per se männlich, so wie das Verletzliche in uns nicht per se weiblich ist. Gewalttätigkeit und Aggression sind die Mittel der Angst und der Gier, sowohl im Mann als in der Frau. Solange wir uns für unser Anderssein, die eigenen Bedürfnisse und unsere Verwundbarkeit schämen und dafür die Verantwortung und eine Lösung im Außen suchen, brauchen wir immer wieder neu das Feindbild im anderen Geschlecht. Doch die Lösung sitzt in uns selbst.
Ob Frau oder Mann, wir sind verwundet und missbraucht. Missbraucht vom eigenen Willen, welcher daran orientiert ist anzukommen und missbraucht von einer Haltung, welche beschämt ist über die eigene Verwundbarkeit. Nur zu gerne glauben wir an das Gesetz des Stärkeren und unterwerfen uns somit immer wieder einer alten Machtstruktur.
Die Wassermann-Energie eröffnet uns den schöpferischen Raum. Hier geht es nicht mehr darum anzukommen. Wir sind längst angekommen. Hier geht es darum, die Möglichkeiten und die Chancen zu nutzen, welche sich uns bieten. Wir werden darin gefordert, uns immer wieder neu zu kreieren und uns selbst neu zu erfinden. In der Wassermann-Energie gilt das Gesetz der Freiheit und der Weite. Einen Raum aufzumachen, dazu braucht es den Mut zur Verletzlichkeit und das Vertrauen in das weibliche Prinzip. Ist nicht gerade das das Wunder unserer menschlichen Existenz, dass die weibliche Eizelle durch den männlichen Samen befruchtet wird, doch dann im geschützten Raum der Gebärmutter, im Dunklen, im Weiblichen, heranreift? Die weitere Entwicklung unterliegt nicht einem Wollen, sondern dem Lassen und dem Vertrauen, dass alles einer natürlichen Ordnung folgt.
Jedes Mal, wenn wir etwas erst einmal dasein lassen, egal, ob wir verstehen oder erkennen können, worum es dabei geht oder nicht, lassen wir zu, dass etwas in uns angeht. Wir entscheiden uns in dem Moment zur Co-Existenz von Männlich/Weiblich in uns selbst und es findet eine Befruchtung in uns statt.
Ob das, was daraus erwachsen wird, schön oder hässlich ist, das können wir nicht vorhersehen. Wir können uns in dieser Phase des Entstehens nur darin trainieren, dass wir das Zarte, was beginnt zu keimen, nicht gleich wieder unterdrücken, zerstören oder kontrollieren, aus Angst davor, damit keinen Platz und keine Wertschätzung zu bekommen.
Darin liegt die Freiheit, welche nicht länger in einem System gefangen hält, indem wir gesellschaftliche Normen erfüllen müssen, um Erfolg und Anerkennung zu haben. Jeder Mensch steht für sich alleine und hat mit seiner ganz eigenen Botschaft einen wichtigen Platz im Gesamtgefüge.
Das ist für mich eine gesunde Basis, auf welcher wir die Wassermann-Energie bewusst nutzen können. Wir warten nicht länger darauf, dass uns das Außen einen Platz gibt, wir erschaffen uns selbst unseren Platz, der zu uns passt und der unseren Fähigkeiten entspricht. Damit meine ich, dass wir alle zu mehr Selbstständigkeit gelangen können.
Sobald es uns gelingt, das Verbindende, das Und, das Zugleich in uns in den Vordergrund zu stellen, gewinnen wir völlig neue Erkenntnisse. Sobald wir also immer wieder neu das Mitgefühl in uns aktivieren, sehen wir alle Anteile unseres Selbst, auch, wenn der erste Blick verstört und wir zugleich zutiefst die Ablehnung fühlen. Das, was wir dann bekommen, sind Eingebungen aus dem schöpferischen Raum und völlig neu und unvorhersehbar. Damit können wir wirklich eine neue Geschichte schreiben, in welcher die männliche aktive Kraft der weiblichen empfänglichen Kraft dient. Damit schreiben wir die Geschichte um und geben dem Vertrauen in die eigene angelegte Natur den Vorrang vor dem Misstrauen in das Menschsein.
Wir lösen uns von einer Vorstellung, dass es im Außen etwas zu bekämpfen oder zu bestimmen gäbe und wählen stattdessen die Zufriedenheit im eigenen Sein.
Wir können uns dazu entscheiden, dass Glück und Wohlstand keine äußere Form hat, sondern zuerst in uns selbst verankert sein muss. Also in dem Wissen um das Kapital der eigenen Einzigartigkeit, mit all dem Genialen im Besten unseres Selbst und den Unzulänglichkeiten, den Ecken und Kanten.
Wäre das nicht schön?