Schein oder Sein

Bist du mehr Schein als Sein? Bist du ein Schatten deiner Selbst oder die strahlende Sonne? Stellst du dein Licht unter den Scheffel, oder lässt du dein Licht hell leuchten und bist sichtbar damit? 

Wo gibst du mehr vor als du zu bieten hast, aus Angst nicht zu genügen? 

Welche deiner Fähigkeiten versteckst du aus Angst, dass sie nichts wert sein könnten? 

In den aktuellen Herausforderungen ist der Schlüssel ein klares Nein gegenüber dem Kampf im Außen und ein klares Ja zur Auseinandersetzung mit den eigenen Schablonen und Masken. 

Die alten Täuschungsmanöver funktionieren nicht mehr. Weder kannst du dir länger in die eigene Tasche lügen, noch kannst du dir dein Umfeld länger schön reden. Es geht darum, dass du beginnst, Tacheles mit dir selbst zu reden. Daraus erfolgt dann der nächste Schritt, nämlich auch im Außen eine klare Haltung einzunehmen. 

Welches Lügenmärchen erzählst du dir immer wieder neu, wenn es um deine Wesensnatur geht? Also, welchen Prägungen sitzt du weiterhin in dir selbst auf, wenn es darum geht, deine eigenen Fähigkeiten zu sehen? Schätzt du das, was du hast? Also, das, was du kannst und das, was du nicht kannst? Fühlst du dich schön, so, wie du bist? Oder vergleichst du dich noch mit deinem Umfeld und trittst dabei immer wieder neu in deine alte Falle von nicht genug sein? 

Was, glaubst du, braucht es in dir, damit du beginnst, dir selbst wahrhaftig zu begegnen? Damit meine ich, was gibt dir Mut und Kraft, deinem inneren Spiegelbild gegenüber zu treten und dich hierbei vielleicht in deinem bisherigen Selbstbild enttäuschen zu lassen? Also, zuzulassen, wo der Schein und wo das Sein in dir ist.

Meine Erfahrung in der Begleitung mit Menschen ist gerade die, dass der eigene Körper die Maskerade aufdeckt und wir alle gerade mit den Konsequenzen unseres täglichen Versteckspiels in kleineren oder größeren körperlichen Symptomen damit konfrontiert werden. Diese Erkenntnisse in der physischen Erfahrung können aktuell sehr schmerzhaft sein und lassen uns erkennen, wo wir bisher nicht konsequent unseren eigenen Werten gefolgt sind. Wir sehen, wo wir uns haben an der Nase herum führen lassen. Jetzt haben wir die Möglichkeit, uns einzugestehen, wo wir uns selbst geleugnet haben, aus Angst nicht gesehen zu werden. Der Preis, welchen wir dafür gezahlt haben und zahlen, der wird gerade für jeden von uns sichtbar. 

Zugleich ist dies eine Zeit, in der die wirklichen Blüten unserer Natur an die Oberfläche treten. Dann erleben wir die aktuelle Wegstrecke als Offenbarung und Belohnung bisheriger Anstrengungen. Hier spreche ich von der Herausforderung der inneren Disziplin und der Demut dem Leben gegenüber. Beides braucht tägliches Training!

Glaubst du immer noch, dass es da draußen etwas oder jemanden gibt, der dich kaputt machen kann?
Glaubst du immer noch, dass du, um deinen Platz in der Welt einzunehmen, etwas leisten und bedienen musst?

Dabei geht es vielmehr darum, sich dem eigenen Inneren zuzuwenden.

Und an diesem Punkt stelle ich immer wieder fest, dass es für die meisten Menschen eine große Hürde bedeutet, sich diesem inneren Training zu widmen. Vor allem, wenn unklar ist, ob dieses zu einem „sichtbaren“ Ergebnis führen wird. Oder, wenn an dieses Trainieren kein Ziel, kein Ankommen geknüpft ist, sondern alleinig der Gewinn der inneren Präsenz. Eine weitere große Flucht ist die, dass es vermeintlich keine Zeit im Alltag gibt, um sich zweimal 45 Minuten zum Atmen in Stille hinzusetzen. Die meisten denken, wer kann sich das schon leisten? 

Was wäre, wenn du dich dazu entscheiden könntest, deine Hausaufgaben zu machen und dir Zeit zum Atmen nimmst, um in dich und dein Potenzial zu investieren? 

Was wäre, wenn es alleinig darum geht, dass du in jedem Moment in dir verankert bist und aus dieser Gegenwärtigkeit heraus deinen Alltag und deine Beziehungen bewältigst? 

Was wäre, wenn es dann nicht mehr darum ginge, dass du am Ende etwas präsentieren kannst, sondern das gute Gefühl, dass du alles gegeben hast und dabei warst, im Leben, in der Erfahrung, mittendrin in deinem eigenen Abenteuer? 

Und was wäre, wenn dann der große Gewinn in jedem Moment der ist, dass du wieder ein Stück gewachsen bist und wieder ein bisschen mehr über dich kennengelernt hast. 

2 Comments on “Schein oder Sein”

  1. Liebe Anna, wow, ich bin auf dem Weg – auf dem Weg zu mir – alles im Außen wird immer unwichtiger.
    Vielen lieben Dank für deine klaren Worte
    Liebe Grüße
    Sandra Lanz

    1. Liebe Sandra, es freut mich, dass du dich in meinen Worten wiederfindest und du dich davon inspiriert fühlst 💫 Danke für das schöne Feedback 🔥

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