Über „Lebens-Art“

Wenn es um den Tier- und Artenschutz geht, dann engagieren wir uns gerne für eine artgerechte Haltung. Doch wie sieht es mit der eigenen Natur aus? Setzen wir uns ebenso radikal und ernsthaft dafür ein, dass jeder für sich selbst dem „inneren Tier“, also seiner Lebens-Art entsprechend, gerecht lebt?

Das „Tierische“, das Wilde in uns zeigt sich in der uns angelegten Trieb- und Instinktnatur. Diese ist gleichgesetzt mit der eigenen Lebenskraft. Hier sitzt das Ungezähmte, die Kraft, welche uns am und im Leben hält und den eigenen Bio-Rhythmus vorgibt.

Meist fürchten wir uns vor diesem Teil in unserer Persönlichkeit und versuchen diesen kontrolliert im Zaum zu halten.
Ängstlich fragen wir uns: was, wenn meine Triebnatur außer Kontrolle gerät?
Wenn wir jedoch krank werden, oder unser Leben aus den Fugen gerät, dann wenden wir uns Hilfe suchend der Lebenskraft zu. In diesen Momenten wünschen wir uns, dass unsere innere Stimme, oder das eigene Immunsystem, die Balance wiederherstellt.

Kurz gesagt: wir wollen selbst bestimmen wann uns die eigenen Triebnatur hilfreich erscheint und sie tätig werden soll, und wann sie stört und sie lieber im Verborgenen bleibt. Darin liegt das wirkliche Dilemma in Bezug auf unsere Lebenskraft.
Letztlich ist es nicht unser Trieb, welcher gefährlich ist, sondern unser Eigenwille, mit welchem wir die Kraft des Lebens missbrauchen und rücksichtslos und aggressiv werden.

Wir alle haben die Sehnsucht danach, endlich frei zu werden vom System, in welches wir uns tagtäglich hineinpferchen, um finanzielle Sicherheit, familiäre Zugehörigkeit oder gesellschaftliche Anerkennung zu gewinnen. Wir leben quasi in einer „Dauerschleife“ und wollen hieraus ausbrechen.

Um endlich einen Ausweg aus diesem Hamsterrad zu finden, werde ich oft in meiner Rolle als Astrologin gefragt: Was ist meine Lebensaufgabe? Wer bin ich?
Meine Antwort darauf lautet: Nimm dein Tier an die Hand und befreie es aus deinem inneren Gefängnis deiner Verhaltensstrategien und Prägungen.

Mit einen Blick in das Horoskop eines Menschen lässt sich das angelegte Potenzial und die damit verbundene Lebensaufgabe erkennen. Diese Erkenntnis bleibt jedoch nur ein Konstrukt, wenn die eigentlichen Aufgabe nicht angenommen wird, welche mit dem Prozess der natürlichen Entfaltung einhergeht.

Das eigene Leben wird erst dann zum Abenteuer und spürbar intensiv und lebendig, wenn wir uns bewusst für die Dynamik und den Rhythmus unserer ungezähmten Natur öffnen. Damit geben wir jedoch auch die Kontrolle aus der Hand, mit welcher wir bestimmen wollen, wohin und in welcher Form sich unser Selbst entwickeln soll.

Ich mache in der Begleitung von Menschen immer wieder die Erfahrung, dass die größte Angst vor der natürlichen Persönlichkeitsentfaltung diejenige ist, dass wir nicht mehr „funktionieren“, somit nicht mehr ins System passen und unsere Existenz und die Zuneigung anderer verlieren könnten.
So passiert es immer wieder, dass Klienten nach einer tiefen Berührung mit ihrer Lebenskraft, dem Spüren ihrer eigenen Dynamik oder einem Blick auf ihre natürliche Schönheit, die Begleitung oder das Training plötzlich abbrechen. Meist fürchten wir schon im Ansatz einer Veränderung, dass wir aus dem vertrautem Raster aussteigen und uns unbequemen Auseinandersetzungen stellen müssten. Dann erscheint es leichter, zurückzuweichen und es uns „im goldenen Käfig“ wieder bequem zu machen.

Mein persönlich meist-gehörter Satz, wenn ich wieder einmal aus dem System ausschere, ist der: Wenn du dir das leisten kannst?

Ja, diese Frage stelle ich mir wirklich jedesmal, bevor ich meinem Instinkt vertraue und die Freiheit wähle, den Weg zu gehen, welcher meiner Lebens-Art gerecht wird.

Kann ich es mir leisten eingesperrt und abhängig zu bleiben?

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