Vielleicht ist dieses Weihnachten im Jahr 2020 mehr „Weihnachten“ als wir denken.
Die Idee von Besinnlichkeit und Gemeinsamkeit, welche hinter diesem Fest steht, wird uns mehr denn je bewusst.
Wir sind auf uns selbst zurückgeworfen und darin auch damit konfrontiert, die Realität zuzulassen. Das heißt: der aktuelle Stillstand und die erzwungene Isolation schenken uns „Extra-Zeit“ zur Besinnung.
Die Versuchung hierbei liegt darin, sich lieber in die Illusion eigener Wunschvorstellungen von der Zeit nach der Krise zu begeben oder die Schuld und die Verantwortung über das aktuelle Geschehen im Außen zu suchen. Damit fühlen wir uns erst einmal frei und aktiv.
Beides jedoch ist die Flucht vor unserer eigenen Verantwortung, welche darin besteht, die eigenen Fesseln zu erkennen, die jeden von uns in sich selbst binden.
Diese innere Einengung wird deutlich fühlbar, wenn wir uns der Ohnmacht, der Verzweiflung, der Existenzangst, der Enttäuschung, der Traurigkeit und dem Schmerz, welche in der Stille in uns auftauchen, zuwenden. In diesem Moment sind wir gefordert, die tief empfundene Fremdbestimmung in uns zuzulassen und uns der Dunkelheit anzuvertrauen, welche im ersten Schritt dieser Öffnung in uns hervorkommt.
Hinter dieser Enge wartet ein Geschenk, welches in der Krise für uns alle steckt. Die Investition, welche es hierzu braucht, ist das eigene Mitgefühl, die Geduld und die Fürsorge der eigenen Not gegenüber. Denn dann taucht in der Leere, im Alleinsein, plötzlich das innere Licht auf und beginnt, das Herz zu erwärmen. Diese Berührung schenkt uns das tiefe Gefühl von Geborgenheit und unser Herz beginnt, das Ruder zu übernehmen.
Aus dieser Haltung heraus sind wir fähig, wirkliches Mitgefühl und Geduld aufzubringen und es gelingt uns, uns selbst und das eigene Wollen nicht so wichtig zu nehmen. So sind wir fähig, für die Gemeinsamkeit Opfer zu bringen und uns in dem Teil vom „großen Ganzen“ zu fühlen.
Es ist schön, unsere Liebe über Geschenke und körperliche Zuwendung zu zeigen, doch wir sind nicht abhängig davon. Wir sind fähig, unsere Liebe durch liebevolle Gedanken und durch die Verbundenheit in unserem Herzen auszudrücken. Das kommt an, im Herzen eines Anderen und fühlt sich an wie eine warme Decke, die einhüllt, und welche Zuversicht und Geborgenheit schenkt.
Ich möchte euch ermutigen, diese herausfordernde Zeit zu nutzen, um das Licht in eurem Herzen anzumachen, damit die Liebe fließen kann.
Die letzte Kerze ist die Hoffnung und diese wartet nur darauf, in jedem von uns angezündet zu werden. Also habt den Mut, ein Lichtbringer zu sein.
Ich wünsche euch ein berührendes und stilles Weihnachten.
Von Herzen Anna