Wir befinden uns in einer besonderen Zeit, die einige tiefgreifende inneren Prozesse in Gang setzt, beschleunigt und uns Erkenntnisse liefert, mit denen wir die nächsten Schritte auf unserem Weg weitergehen können. Interessant ist es, einen astrologischen Blick darauf zu werfen…
Mit der Sonnenfinsternis vom 25.10.2022 konnten wir mit tiefsitzenden Mustern in Berührung kommen. Prägungen, welche uns in der Vergangenheit immer wieder an die gleichen Erlebnisschleifen gebunden haben.
Mit der Mondfinsternis vom 08.11.2022 können wir nun erkennen, wo wir uns selbst mit unserem Tabu im Weg stehen. Solange wir den Schatten in unserer Natur immer wieder ins Außen projizieren oder uns in vergangenen Kränkungen und Verletzungen hierzu verlieren, übernehmen wir nicht die Führung auf unserem Lebensweg. Wir fühlen uns vielmehr den Umständen des Lebens ausgeliefert oder sind in der Rebellion gegen bestehende Grenzen. Diese spiegeln uns allerdings nur wider, wo die bestehenden Grenzen in uns selbst liegen. Wir sind damit konfrontiert, was wir nicht leisten oder geben können, auch wenn wir es wollen. Genauso wie wir damit konfrontiert sind, was wir nicht länger geben oder leisten wollen, um unseren Platz in der Familie, unter Freunden oder in der Gesellschaft zu bekommen.
Damit befinden wir uns gerade an der Schwelle hin zum wirklichen Loslassen. Erst, wenn wir nicht mehr festhalten wollen und uns nicht mehr fragen: Wann ist es vorbei? Warum passieren mir immer wieder diese schrecklichen Dinge? Warum bekomme ich nicht, was ich mir wünsche? Wann bin ich endlich angekommen? Wann bin ich erlöst von den Herausforderungen in meinem täglichen Erleben? Erst dann haben wir losgelassen.
Die Spannung dieser Mondfinsternis findet mit der Vollmondstellung von Sonne im Zeichen Skorpion (Konjunktion zu Merkur / Venus), Mond in Konjunktion zu Uranus und dem aufsteigenden Mondknoten im Zeichen Stier und einem Quadrat zu Saturn im Zeichen Wassermann, im fixen Kreuz statt. Diese Konstellation ist mit einem Maximum an Präsenz und zugleich mit einem Maximum an Erstarrung verbunden. Also eine Phase äußerster Anspannung, in welcher es darum geht, uns unserer Wut, Ohnmacht, Ungeduld und Ruhelosigkeit bewusst zu sein, welche auftaucht, wenn wir uns eingeengt und zum Loslassen gezwungen fühlen.
Als ich die Tage bei meinem Morgenlauf unterwegs war, empfand ich immer wieder eine tiefe Freude über das Loslassen in der Natur. Einzelne Blätter, welche in einer tänzelnden Leichtigkeit, sich um sich selbst drehend, zu Boden fielen. An anderer Stelle ein richtiggehender Blätterregen, indem ich mich gesegnet von einer unsichtbaren Macht, wie in einem Märchen fühlte. Das Licht des Morgens zwischen den Baumkronen und die unglaublichen Farben der toten Blätter, welche darin nochmals feurig-rot oder golden aufleuchten. Was für ein Schauspiel! Und unter meinen Füßen ein Teppich von Blättern, welche mich dazu einladen, beim Laufen damit zu spielen. In diesen Momenten dachte ich mir, wie schön in der Natur der Tod ist. Das Sterben zeigt sich in einer spielerischen Leichtigkeit und bietet uns eine hingebungsvolle Schönheit, die wir nur bestaunen können.
Warum, dachte ich bei mir, fällt es uns immer wieder schwer, ebenso in einer Leichtigkeit loszulassen? Ist es ein gesellschaftliches Tabu, den Tod als natürlichen Schritt im Rhythmus des Lebens anzuerkennen? Was würde passieren, wenn wir das Loslassen feiern könnten? So, wie wir die fallenden Blätter betrachten, so könnten wir das Loslassen in uns beobachten. Wir würden auftauchende Unruhe, Traurigkeit oder innere Beklemmung als einen Tanz mit dem Sterben begreifen. Vielleicht sind es viel mehr die Bewertungen unserer Empfindungen, welche uns daran hindern, gelassen und frei loszulassen. Denn, was wäre, wenn wir im Etwas-Gehen-Lassen nicht eine Schuld oder einen Fehler suchen, sondern einfach anerkennen, dass etwas zu Ende geht? Was wäre, wenn wir vertrauen könnten, dass es nichts weiter bedeutet, als dass neues Leben im Begriff ist zu entstehen. Ja, sogar bereits da ist, in uns schon angelegt ist, auch, wenn es noch im Verborgenen liegt.
Unsere auftauchende Ungeduld, unser Trotz oder Widerstand gegen das Chaos, die Verwirrung und die Unsicherheit, wenn wir uns den aktuellen Herausforderungen und Täuschungen stellen, sind somit vielleicht lediglich unser Kampf gegen den unberechenbaren Kreislauf unserer Natur. Statt dass wir uns ärgern und wütend werden über das, was sich gerade bewegt, könnten wir uns neugierig und freudig dem neuen Leben öffnen, auch wenn es gerade noch nicht sichtbar ist. Das derzeitige Programm könnte also lauten, dass wir uns im Respekt und in der Anerkennung gegenüber unserer stetigen Kraft des Loslassens und der Erneuerung trainieren.
Wir werden wachgerüttelt und weichgekocht und können dadurch fühlen, wo die Dinge nicht in Ordnung sind. Es ist der radikale Faktencheck in uns selbst. Es gilt zu klären, wo es eine Veränderung braucht und wo es um Beharrlichkeit geht. Im Durchleben und Durchfühlen der Tiefen, welche sich gerade in uns auftun, werden wir neue Möglichkeiten entdecken. Doch zuvor geht es durch das Tor des Loslassen.